Wissenschaft für den Frieden

FIfF-Kommunikation 4/2023 erschienen

Wissenschaft für den Frieden
Ich glaube unbedingt daran, dass Wissenschaft und Friede schließlich über Unwissenheit und Krieg triumphieren und die Völker der Erde übereinkommen werden, nicht zu zerstören, sondern aufzubauen.“
(Louis Pasteur (1822–1895), französischer Chemiker und Mikrobiologe)

Wissenschaft für den Frieden – der Schwerpunkt dieser Ausgabe ist unserer Schwesterzeitschrift Wissenschaft und Frieden gewidmet, die in diesem Jahr in Bonn mit einem Symposium und einem Festakt ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Die Ausgabe 4/2023 der FIfF-Kommunikation enthält die Beiträge des Symposiums mit technischen Schwerpunkten, von denen viele einen Bezug zur Informatik aufweisen.

Hans-Jörg Kreowski, Mitglied des Vorstands des FIfF, hat diesen Schwerpunkt besorgt und führt in seinem Schwerpunkteditorial in die behandelten Themen ein. Er bezieht dabei auch klar Stellung zur aktuellen Entwicklung:

„Wenn eine seit 40 Jahren bestehende Zeitschrift wie auch das fast so alte FIfF ,Frieden’ im Namen führen, dann muss man leider konstatieren, dass diese Thematik weiterhin schreckliche Aktualität besitzt, weil Krieg eine alltägliche Realität darstellt, weil Konflikte in vielen Teilen der Welt zu eskalieren drohen und weil Politik regional bis weltweit wenig erfolgreich dagegen arbeitet, wenn sie sich überhaupt darum kümmert. Ein betrübliches, ja skandalöses Beispiel hat gerade der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius gegeben, der Deutschland und die Bundeswehr ,kriegstüchtig’ machen möchte. Sein Versuch, diesen Begriff als synonym zu ,verteidigungsfähig’ hinzustellen, ist irreführend. Denn hätte er ,verteidigungsfähig’ gemeint, hätte er das ja auch sagen können.“

Auch die aktuelle Ausgabe von Wissenschaft und Frieden enthält Beiträge des Symposiums, so dass die beiden Zeitschriften zusammen gelesen werden können. Das FIfF gratuliert in einem Grußwort Wissenschaft und Frieden zum 40-jährigen Jubiläum – wir freuen uns auf die zukünftige Kooperation zu einem Thema, dass (leider) angesichts der Konflikte in der Ukraine und in Gaza an Aktualität wieder zunimmt.

Neben dem Schwerpunkt spielt das Thema Künstliche Intelligenz eine große Rolle in dieser Ausgabe. Klaus Fuchs-Kittowski, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des FIfF, blickt in seinem Statement anlässlich der Tagung Weizenbaum’s Worlds:Technological Change and Computer Criticism in the U.S. and Germany des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft auf das Leben und Wirken Weizenbaums zurück. Joseph Weizenbaum, der mit Eliza einen frühen Chatbot entwickelte, der nach Ansicht von Psychologen für therapeutische Gespräche eingesetzt werden könne, stand der Künstlichen Intelligenz stets kritisch gegenüber. Dem Computer sei das für den Menschen wesentliche – das Gefühl – fremd und bleibe ihm fremd:

„Hier sagt nun Weizenbaum: Das geht nicht, das ist Betrug! Denn um heilen zu können, bedarf es eines Verständnisses der konkreten Situation des Kranken. Ein solches Verständnis hat der Computer nicht und kann es auch schon deshalb nicht haben, weil er kein Gefühl besitzt.“ Daran hat sich, so Fuchs-Kittowski, auch im Zeitalter von ChatGPT nichts geändert: „Aber, wie Joe Weizenbaum von Beginn der KI-Forschung an versucht hat nachzuweisen, bedeutet dies keineswegs die Entmachtung des Menschen oder sogar die Verdrängung der Menschheit. Denn schöpferisches Denken, wirklich neue Informationen und Wissen schaffen, können die KI-Systeme nicht.“

Zwei weitere Beiträge drucken wir mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der vorgänge – Zeitschrift für Bürgerrechte und Gesellschaftspolitik, herausgegeben von der Humanistischen Union. FIfF-Vorsitzender Stefan Hügel bewertet Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz. Er benennt eine Reihe konkreter ethischer Fragen, die beim Einsatz von Verfahren der Künstlichen Intelligenz beachtet werden müssen. Hans-Jörg Kreowski und Aaron Lye gehen konkret darauf ein, wie Künstliche Intelligenz im militärischen Bereich eingesetzt wird und benennen die aktuellen Entwicklungen und Risiken.

In einem weiteren Bericht wird unser Projekt Citizen Science angekündigt, das Nachfolgeprojekt von TDRM – Tihange Doel Radiation Monitoring. Wir drucken den offenen Brief zur Reform der Digitalen Identität in der Europäischen Union – eIDAS –, und Dagmar Boedicker berichtet von der Konferenz über Nachhaltigkeit und Digitalisierung an der Universität Augsburg, in der zwei übergreifende Frage verhandelt wurden: Wie verändert die Digitalisierung Erkenntnisse und Praktiken der Umwelt- und Nachhaltigkeits-Politik? Wie sollte der Rahmen für ihre Regulierung und Handhabung aussehen, um ihr Potenzial in den Dienst der Nachhaltigkeits-Transformation zu stellen?

Einige Beiträge zur Netzpolitik runden die Ausgabe ab: Zum Recht am eigenen Bild, zur Sicherheit bei der Digitalisierung von Gesundheitsdaten im Rahmen der Einführung der elektronischen Patientenakte, zur Chatkontrolle, zu den Plänen der neuen „großen“ Koalition nach den Landtagswahlen in Hessen und zu eIDAS – einer Digitalen Brieftasche mit Ausspähgarantie.