Bildung, Diskurs und Mythen
Technik wird nicht nur wegen ihrer eigentlichen Funktion verwendet, sondern auch wegen der ihr zugewiesenen Eigenschaften. Beides bestimmt ganz wesentlich die konkrete Technologiepolitik sowie die gesellschaftlichen Technikdiskurse. Um bestimmte Technologien ranken sich Mythen und magische Zuschreibungen, die sich in der Technik selbst gar nicht wiederfinden. Solche Irrungen und Wirrungen sind oft in einer Mischung aus technischem Unverständnis und handfesten Interessen beteiligter Akteure begründet. Hier kann nur technische Bildung mit Blick auf gesellschaftliche Konsequenzen Abhilfe schaffen, wofür technisches Verständnis und Einsicht in gesellschaftliche Prozesse nötig sind.
Neben anderen mystifizierten Technikkonzepten wie Big Data oder Blockchain sei hier beispielhaft die Debatte um Künstliche Intelligenz (KI) angeführt, in die sich das FIfF seit Jahrzehnten einbringt, indem es sinnvolle Einsatz zwecke erläutert und bewirbt, aber Verklärungen kritisiert und Heilsversprechen entzaubert. Dabei reichen die diskutierten KI-Einsatzzwecke von der allgemeinen Abwendung der Klimakatastrophe über automatisierte Kreditvergabe, „Entscheidungen“ über Sozialleistungen oder automatisiertes Fahren bis hin zu autonomen Waffensystemen.
Die gesellschaftliche Relevanz ist dabei nicht zu übersehen. Doch die Möglichkeiten und Grenzen von KI werden noch viel zu wenig diskutiert, weswegen unsinnige oder gar schädliche Anwendungen drohen oder schon im Einsatz sind. Das reicht bis zu wahnwitzigen Ideen von „künstlicher Superintelligenz“, denen das FIfF ebenso entgegentritt wie Versuchen, den Menschen selbst nur als „künstliche Intelligenz“ zu beschreiben. KI ist selbst kein Akteur, sondern ein technisches Werkzeug, welches in demokratischer Weise entworfen und genutzt werden soll und kann. Dies gelingt jedoch nur mit einem kritisch-informierten Blick darauf – wie bei anderen Techniken auch. Das FIfF arbeitet in diesem Sinne an einem sinnvollen Technikdiskurs.