Künstliche Intelligenz zwischen euphorischen Erwartungen und dystopischen Szenarien

Die sogenannte Künstliche Intelligenz beherrscht den wissenschaftlichen Diskurs in der Informatik.

Künstliche Intelligenz zwischen euphorischen Erwartungen und dystopischen Szenarien

Die sogenannte Künstliche Intelligenz beherrscht den wissenschaftlichen Diskurs in der Informatik. Anlass, uns erneut in einem Schwerpunkt mit dem Thema Künstliche Intelligenz zwischen euphorischen Erwartungen und dystopischen Szenarienauseinanderzusetzen . Dazu haben wir Beiträge aus den Bereichen Arbeit, Frauen, Ökologie, Finanzkapital, Militär und Polykrise zusammengestellt: 

„Viele Fachleute aus Wirtschaft und Politik und viele, die sich dafür halten, sehen KI als Schlüsseltechnologie und trauen ihr zu, ein Garant zukünftiger Wertschöpfung zu werden. Die KI-Strategien vieler Länder setzen hohe Erwartungen in die Entwicklung von KI-Anwendungen. Weltweit werden von Staat und Wirtschaft – allen voran von den großen Tech-Konzernen – Milliardenbeträge in die Entwicklung gesteckt. Auf der anderen Seite wird vor nicht kontrollierbaren Risiken gewarnt. Die Warnungen gehen bis hin zu dystopischen Szenarien, in denen KI wie Atomkrieg und Pandemien eine Bedrohung der Menschheit darstellt. Beide Extreme scheinen eher übertrieben; und es macht wohl viel mehr Sinn, zu realistischen und gut begründeten Bewertungen zu kommen. Daher haben wir den Schwerpunkt dieser FIfF-Kommunikation auf eine Diskussion von Erwartungen und Befürchtungen ausgerichtet. Wie nützlich ist KI? Wie bedrohlich ist KI?“

Am 31. Dezember 2024 feierte eines unserer profiliertesten Mitglieder seinen 90. Geburtstag: Klaus Fuchs-Kittowski leitete an der Humboldt-Universität zu Berlin den Wissenschaftsbereich Systemgestaltung und automatisierte Informationsverarbeitung. Er entwickelte sich zu einem prägenden Informatiker des Gebiets Informatik und Gesellschaft in der DDR und war damit insbesondere international in der IFIP – International Federation for Information Processing – aktiv. Sein besonderes Anliegen: „Es gilt den Frieden zu sichern! Die meisten Menschen wollen Frieden. Ein Leben in Frieden ist das erste Menschenrecht!“ Ihm zu Ehren veröffentlichen wir in dieser Ausgabe eine ausführliche Würdigung seines wissenschaftlichen Lebensweges, die Werner Winzerling zusammengestellt hat. Der Vorstand des FIfF gratuliert herzlich und wünscht alles erdenklich Gute!

Ein vergiftetes Erbe der noch amtierenden Bundesregierung ist das sogenannte Sicherheitspaket, das Verschärfungen des Asylrechts und massenhafte biometrische Überwachung vorsieht. Dies ist günstigstenfalls kopfloser Aktionismus. Mit vielen weiteren Organisationen der Zivilgesellschaft fordern wir die Bundesregierung auf, stattdessen Grund- und Menschenrechte zu schützen und für die Rechtsstaatlichkeit einzustehen. Dies bedeutet, sich gegen biometrische Fernidentifizierung in jeder Form zu stellen und sich damit für den Schutz aller Menschen und ein Recht auf ein Leben frei von Massenüberwachung und Kontrolle einzusetzen.

Den Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Opfern hat die israelische Regierung zum Anlass genommen, einen verheerenden Krieg mit offiziell inzwischen mindestens 42.000 getöteten Menschen in Palästina zu führen. Inzwischen hat der Internationale Gerichtshof wegen Kriegsverbrechen Anklage erhoben. Wir veröffentlichen hier eine zivilgesellschaftliche Erklärung, in der es heißt:

„Wir verurteilen alle Kriegsverbrechen in diesem Krieg, sowohl die der Hamas und anderer bewaffneter palästinensischer Gruppen, als auch die der israelischen Regierung. Wir trauern um alle Opfer der Gewalt in Palästina und Israel. Wir bangen um die Tausenden, die in Israel willkürlich in Haft und oft Folter und Misshandlung ausgesetzt sind. Wir bangen um diejenigen, die als Geiseln nach Gaza verschleppt wurden. Wir solidarisieren uns mit allen, die sich für Frieden und gleiche Rechte für alle Menschen in der Region einsetzen.“

Wir ergänzen dies mit der Erklärung einer Expertengruppe der Vereinten Nationen, die kritisiert, dass die meisten Staaten ihre internationalen Verpflichtungen nicht wahrnehmen und zu sofortigem Handeln auffordern.

Gleichzeitig wenden wir uns gegen Antisemitismus in jeder Form und begrüßen es, wenn wirksame und angemessene Initiativen dagegen ergriffen werden. Der Deutsche Bundestag hat nun allerdings eine Resolution gegen Antisemitismus verabschiedet, die grundsätzlich zu begrüßen wäre, die leider aber dem Anliegen durch Rechtsunsicherheit, zweifelhafte Praktikabilität und der Gefahr weiterer Diskriminierung einen Bärendienst erweist. Wir drucken hier die breit getragene zivilgesellschaftliche Erklärung, in der inklusive Wege, Jüdinnen und Juden zu schützen und eine öffentliche Debatte anstatt eines schnellen und intransparenten Abstimmungsverfahrens gefordert wurden – leider vergeblich; die Protagonisten der Resolution im Bundestag wollten lieber mit dem Kopf durch die Wand. In einer weiteren Stellungnahme, die in dieser Ausgabe dokumentiert ist, schließen wir uns einer Petition an, die Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte betont und den Schutz Geflüchteter als Teil unserer demokratischen Werte fordert.

Am 11. Oktober 2024 fand in Bielefeld die Verleihung der Big- Brother-Awards statt. Wir drucken die Laudationes für drei Preisverleihungen: an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für den Europäischen Gesundheitsdatenraum, an die Polizei in Sachsen für ihre Arbeit mit dem videogestützten Personen-Identifikations- System und für den allgemeinen Trend des Technikpaternalismus: Technik, die uns bevormundet, gängelt und Entscheidungen abnimmt. Wie jedes Mal runden dazu ausgewählte Beiträge von netzpolitik.org unsere Ausgabe ab.