Informatiker:innen für Frieden

Memorandum zum 40-jährigen Bestehen des FIfF

Informatiker:innen für Frieden

Memorandum zum 40-jährigen Bestehen des FIfF

Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF) setzt sich seit seiner Gründung 1984 mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft auseinander. Dabei war und ist die unheilvolle Verbindung von Informatik und Rüstung ein zentrales Thema.  

"Ich bin nicht sicher, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen." – Albert Einstein

Die Kriege im Nahen Osten und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine könnten sich beide zu einem Weltkrieg ausweiten. Es sind nur zwei von zahlreichen Kriegen und bewaffneten Konflikten weltweit. Das steht im krassen Gegensatz zu dem Verbot von Kriegen in der Charta der Vereinten Nationen und dem Versprechen in der Präambel: “… künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren …“. Dieses Versprechen müssen die Völker der Welt endlich einlösen.

Kriege verschlingen nicht nur personelle, materielle und finanzielle Ressourcen, sondern bringen Tod, Leid und Elend für die Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten. Die in Kriegen alltäglichen Angriffe auf Zivilpersonen und zivile Einrichtungen sind Kriegsverbrechen. Doch bereits die Vorbereitung auf Krieg bedeutet eine gigantische Verschwendung an Ressourcen und Energie für den Betrieb des Militärapparats und hat verheerende Folgen für Umwelt und Klima. Das Gebot der Stunde sind Waffenstillstand, Frieden und Abrüstung, nicht Krieg.

Seit der Erfindung der ersten Computer vor rund 80 Jahren besteht eine unheilvolle Verquickung von Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) mit dem militärisch-industriellen Komplex. Ungeheuer viel Geld und destruktive Fantasie fließen in die Perfektionierung von IKT-basierten Waffen und Militärsystemen. Aktuelle militärische Informatik-Anwendungen finden sich in fast allen modernen Waffensystemen. Sie treiben das Instrumentarium des Cyber- und Informationskriegs für Spionage, Sabotage, Desinformation und Propaganda und die militärischen Systeme zur Überwachung, Aufklärung, Kommunikation, Entscheidungsunterstützung und zum konzertierten Einsatzmanagement militärischer Einheiten. Killerdrohnen zum gezielten Töten wären ohne IKT undenkbar.

Künstlichen Intelligenz (KI) steckt in immer mehr Waffensystemen und ermöglicht weitere Eskalation kriegerischer Handlungen. Sie perfektioniert die automatische Zielauswahl, das "gläserne Schlachtfeld", autonome Waffensysteme und sich selbst koordinierende Drohnenschwärme. Generative KI-Verfahren können zur Herstellung tödlicher biologischer Waffen missbraucht werden. All dies bedeutet neue Schrecken des Krieges neben den alten. Die technisch erzeugte Dehumanisierung in derzeit und künftig geführten Kriegen und Konflikten weltweit muss gestoppt werden!

Als Informatiker:innen sind wir zutiefst besorgt über diese Entwicklung. Deshalb fordern wir:

• Umfassende Kontrolle und Regulierung aller IKT-basierten Waffen. Für solche Waffen muss es internationale Abkommen mit dem Ziel einer weitgehenden Abrüstung geben.

• Verbot von offensiven Cyberwaffen, also von Schadsoftware, deren Einsatz zur physischen Zerstörung oder technischen Deaktivierung insbesondere lebenswichtiger Systeme und Einrichtungen führt.

• Verbot letaler Drohnen und autonomer Waffen. Neben der grundsätzlichen Ablehnung solcher Waffen lehnen wir alle Waffensysteme ab, bei denen keine eindeutige Verantwortungszuschreibung möglich ist.

• Stopp der Weiterentwicklung von militärischen Aufklärungs-, Überwachungs-, Entscheidungs- und Unterstützungssystemen.

• Moratorium der Anwendung Künstlicher Intelligenz in militärischen Systemen. Es darf keine Technik eingesetzt werden, die potenziell unkontrollierbar ist.

• Einstufung des „gezielten“ Tötens mit unterstützenden KI-Systemen als Kriegsverbrechen. Dies gilt für Angriffe auf Einzelpersonen und erst recht, wenn sie weitere zivile Menschenleben fordern.

Wir laden alle, die unsere Besorgnis teilen, ein, unsere Forderungen zu unterstützen und bitten, das Memorandum unter  https://fiff.de/friedensmemorandum zu unterschreiben.

Kontakt:

Stefan Hügel sh (at) fiff.de,
Hans-Jörg Kreowski kreo (at) fiff.de,
Rainer Rehak rainer.rehak (at) fiff.de