Technik- und Gesellschaftsbilder

Technische Artefakte sind Werkzeuge, die Menschen zu einem bestimmten Zweck hergestellt haben. Das reicht vom Spaten zum Umgraben eines Feldes bis zu Algorithmen für die Analyse großer Datenmengen. Konkrete Werkzeuge sind aber immer auf eine bestimmte Nutzung hin gestaltet und enthalten Annahmen ihrer Macher:innen über Rahmenbedingungen und Einsatzszenarien. Dies gilt insbesondere für komplexe Technologien wie informationsverarbeitende Systeme, seien es sogenannte soziale Netzwerke, Systeme zur Arbeitsorganisation oder moderne medizinische Prothesen. technischer Systeme im zivilen (oben) und militärischen (unten) Bereich, welche die Bandbreite der gesellschaftlichen Relevanz abbilden.

Interessant und relevant ist dabei vor allem, wer die Systeme für welche Zwecke gestaltet hat und wessen Interessen, Werte und Weltbild darin abgebildet sind. Wenn die Ersteller:innen einer Kryptowährung der Ansicht sind, dass alle Transaktionen pseudonym, aber öffentlich sein sollen oder in anderen Beispielen komplett anonym, so stecken dahinter bestimmte Annahmen über die Welt und die darin agierenden Nutzer:innen oder auch über die Rolle staatlicher Institutionen. Auf persönlich-körperlicher Ebene gilt diese
Betrachtung ebenso: Wer das Leben von Menschen durch Gedächtnisimplantate oder Muskelverstärkung verbessern möchte, geht davon aus, dass Menschen beides tatsächlich als wünschenswert erachten. Die Technik selbst gibt das nicht vor. Wollen wir zentralisierte Systeme mit autoritären Kontrollstrukturen, ist dies technisch ebenso
umsetzbar wie dezentrale Systeme mit hoher Selbstbestimmung der vernetzten Teilsysteme.

Es muss also bei jedem informationstechnischen System gefragt werden: Für welches Problem soll es die Lösung sein und wer hat das Problem mit welchem Ziel definiert? Aus
diesem Grunde ist Technikgestaltung heutzutage zunehmend immer mehr Gesellschafts- und Weltgestaltung. Das FIfF trägt mit kritischen Analysen und konstruktiven Beiträgen zur Debatte um demokratische Technikentwicklung bei.