Liebe Freundinnen und Freunde des FIfF, liebe Mitglieder,
Weihnachtsbrief 2023
wieder blicken wir auf ein Jahr zurück, das durch politische Krisen und Konflikte geprägt war. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht mit unverminderter Härte weiter, und es ist kein Ende abzusehen. Der terroristische Überfall der Hamas auf Israel und die Ermordung vieler Menschen bestimmt nun die Außen- und Innenpolitik. Die Militäroperationen der Israelischen Armee im Gaza-Streifen kann man als Selbstverteidigung rechtfertigen, sie fordert aber viele Menschenleben in der palästinensischen Bevölkerung. Der Konflikt im nahen Osten hat einen neuen Höhepunkt erreicht und wird nicht einfach zu lösen sein – auch die Bemühungen der Vereinten Nationen gehen offensichtlich ins Leere. Völlig inakzeptabel ist aber der zunehmende Antisemitismus. Besonders in Deutschland dürfen wir die Shoah nie vergessen. Auch Solidarisierung mit Palästina kann in Antisemitismus umschlagen – doch Versuche, antisemitische Angriffe den Muslimen in die Schuhe zu schieben, dürfen wir nicht hinnehmen.
Die Bundesregierung rüstet (nicht nur) rhetorisch auf. Der „Zeitenwende“ – Wort des Jahres 2022, für uns eher ein Unwort – folgt nun die Forderung nach „Kriegstüchtigkeit“. Zudem schreitet die Klimakatastrophe fort, doch Maßnahmen dagegen können offenbar kaum mehr finanziert werden. Für die militärische Aufrüstung war es offensichtlich leichter, politische Mehrheiten zu organisieren.
Einen großen Schritt nach vorne macht gerade die Künstliche Intelligenz. Es ist gerade ein Jahr her, dass generative KI mit Large Language Models große Aufmerksamkeit auf sich zog. Deren Entwicklung wird sich wohl noch beschleunigen. Die Europäische Union reagiert mit dem AI Act, der die Nutzung von KI vor allem bei Hochrisikosystemen reglementiert. Die Wirkung muss sich zeigen – zumal die wesentlichen Entwicklungen nicht aus der EU, sondern aus den USA und China kommen.
Wie immer bei neuen technischen Entwicklungen spielt das Militär eine große Rolle. Künstliche Intelligenz wird im Gaza-Streifen für die Zielfindung eingesetzt. „Gospel“ nennt die israelische Armee das System, „gute Nachricht“. Humor haben sie.
Unsere diesjährige FIfF-Konferenz 2023 fand in Berlin statt und beschäftigte sich mit drei Themenschwerpunkten, die vor allem auf zukünftige Entwicklungen gerichtet waren: Cyberpeace – Entwicklungen der Informatik im militärischen Bereich und Auswirkungen von Informatik-gestützten Angriffen einschließlich möglicher Maßnahmen dagegen –, Nachhaltigkeit – Auswirkungen der Digitalisierung mit Blick auf nachhaltige Ökologie, Maßnahmen gegen den Klimawandel und Förderung sozialer Gerechtigkeit – und Künstliche Intelligenz – Nutzung generativer Künstlicher Intelligenz und damit verbundene Auswirkungen auf die Gesellschaft, beispielsweise unter ökonomischen Aspekten.
Die Preisträgerinnen des Weizenbaum-Studienpreises setzten sich mit der unausweichlichen Überwachung auseinander: Die problematische Forderung nach „Digitaler Mündigkeit“ und die damit verbundene Abwälzung der Verantwortung für Überwachung auf Nutzer:innen, die dieser Verantwortung aufgrund der fortgeschrittenen Überwachungsmethoden nicht mehr gerecht werden können, und die Auswirkung der Überwachungstechniken auf Unbeteiligte – Menschen, die die Technik selbst nicht nutzen, ihr aber aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit dennoch nicht entgehen können.
Wir waren am Symposium der Zeitschrift Wissenschaft und Frieden beteiligt, die in diesem Jahr in Bonn ihr 40-jähriges Bestehen feierte. Beim Chaos Communication Camp waren wir Teil des Bits & Bäume-Habitats und wir freuen uns auf den Chaos Communication Congress, der zwischen den Jahren wieder in Hamburg stattfinden wird.
Das Projekt Tihange Doel Radiation Monitoring – TDRM – setzen wir dank einer Zuwendung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt mit der Weiterentwicklung unserer universellen Sensorstation als Citizen Science fort, ebenso die Mitgliederkommunikation mit unserem regelmäßigen virtuellen Onboarding und (Neu-) Mitgliederstammtisch.
Und wir haben auch sonst im nächsten Jahr viel vor:
- Die Feier unseres 40-jähriges Bestehens – bei der FIfF-Konferenz 2024 in Bremerhaven.
- Die Herausgabe der FIfF-Kommunikation in gewohntem Umfang und Qualität. Im kommenden Jahr planen wir Ausgaben zur FIfF-Konferenz 2023, zum 40-jährigen Bestehen des FIfF und zum Datenschutz.
- Die Professionalisierung der Arbeit des FIfF und der FIfF-internen Kommunikation.
- Die weitere Verstetigung und Internationalisierung der Bits & Bäume-Bewegung.
- Sachverständigengutachten für Parlamente, Medien und Gerichte und Stellungnahmen für die Öffentlichkeit.
Die Arbeit des FIfF wird zum überwiegenden Teil ehrenamtlich geleistet. Doch ehrenamtliches Engagement hat seine Grenzen – dann kostet unsere Arbeit auch Geld – für Bereitstellung der Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen und Organisation. Mit Eurer Spende können wir die öffentliche Wahrnehmung für unsere Themen und das Engagement für verantwortliches Handeln weiter verstärken.
Vielen Dank und alles Gute für frohe Festtage und ein gesundes Jahr 2024 – mit weniger Krisen und Konflikten,
Stefan Hügel und Rainer Rehak
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