#FIfFKon22: make install PEACE
Frieden – das ist seit unserer Gründung programmatischer Namensbestandteil und bis heute eines der Kernthemen des FIfF. Dies gilt um so mehr, als dieser Frieden, dessen wir uns jahrelang sicher glaubten, heute wieder akut bedroht ist, angesichts des Krieges in der Ukraine. Dieser Krieg wird wohl auch langfristige Konsequenzen für die europäische Sicherheitsarchitektur und das internationale Zusammenleben haben.
Das Thema unserer FIfF-Konferenz 2022 war bereits vor dem Angriff Russlands geplant: make install PEACE war ihr Motto, und sie sollte, unabhängig von tagespolitischen Aspekten, die Frage nach den ganz grundsätzlichen und systemischen Bedingungen für Frieden stellen – einen Frieden, der über die Abwesenheit von offener Gewalt hinaus geht. In der Einleitung des Organisationsteams heißt es dazu: „Die Konferenz sollte zur Diskussion anregen und Argumente beitragen, welche Weichen gestellt und welche Dinge getan werden müssen, damit Kriege und Konflikte in zwei, fünf oder auch fünfzehn Jahren nicht wieder – scheinbar – überraschend passieren. Vielmehr wollen wir dringlich der Frage nachgehen, welchen Weg wir zu einer friedvollen Welt einschlagen müssen, ausgehendvom Hier und Jetzt. Wie kann dieser Weg begangen werden? Wir wollen erörtern, welche Maßnahmen konkret befördert werden müssen, was wir kurz-, mittel- und langfristig machen müssen und wollen, um dauerhaft friedvolle und gewaltfreie Gesellschaften zu ermöglichen.“
Diese Themen wurden in mehreren Vorträgen und Workshops entfaltet, die in dieser Ausgabe der FIfF-Kommunikation dokumentiert sind.
Einer der Höhepunkte der Konferenz war die Verleihung des Weizenbaum-Preises für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung für engagierten Journalismus, umgedeutet zum „Verrat“, an den politischen Gefangenen Julian Assange, der immer noch von Auslieferung an die USA und dort von absurd hohen Strafen für seine journalistische Arbeit bedroht ist. In der Laudatio betonte Rainer Rehak für das FIfF: „In diesem Jahr wollen wir Julian Assange mit dem Weizenbaum-Preis für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung auszeichnen. Für seinen Mut, seine Verdienste und seine Ausdauer im Einsatz für globale Gerechtigkeit und für staatliche Verantwortung, gegen Kriegsverbrechen, gegen staatliche Lügen, gegen Machtmissbrauch und gegen Folter. Seine kreative Nutzung der Technologie half dabei, durch die Gründung von Wikileaks eine neue Form investigativen Journalismus mit dauerhaft jornalistischen Standards zu etablieren.“
Julians Frau, Stella Assange, war über Video bei uns zu Gast, um den Preis symbolisch entgegenzunehmen. Sie bekräftigte in ihrer Dankesrede: „Julian brachte seine kryptographischen Kenntnisse, seine Verständnis der Kommunikation im Internet und der Architektur des Internet in den Journalismus. Er leistete einen enormen, kontroversen Beitrag, nicht nur einfach zur journalistischen Arbeit sondern auch zur Nutzung des vollen Potenzials von Information als ein Werkzeug für Verantwortlichkeit.“
Wir dokumentieren die Laudatio für die Preisverleihung und die Dankesrede. Erneut appellieren wir an die Bundesregierung, sich für die Freilassung von Julian Assange einzusetzen und ihm in Deutschland politisches Asyl zu ermöglichen.
Bereits Tradition hat der Weizenbaum-Studienpreis, den wir auch dieses Jahr an vier Preisträgerinnen und Preisträger verliehen haben. Die diesjährigen Themen erstrecken sich über erklärbare Künstliche Intelligenz, privatheitswahrende Überwachung, Datafizierung und sich daraus ergebende Gesellschaftbilder und die Wahrnehmung von Verantwortung in der Frühzeit der Digitalisierung. Die Laudationes und die Beiträge der Preisträger:innen sind in dieser Ausgabe enthalten.
Seit ca. zehn Jahren ist die Kampagne Cyberpeace fester Bestandteil der FIfF-Arbeit. Ein Workshop bei der FIfF-Konferenz fragte nach der Zukunft dieser Kampagne und plante die weiteren Schritte. Die Stellungnahmen der Workshop-Teilnehmer:innen sind im Rahmen unserer regelmäßigen Cyberpeace-Kolumne dokumentiert.